Pilgerwanderung nach Ziteil, 15.08. – 18.08.2024
Bereits auf unserem Pilgerweg sollten wir auf Besonderheiten der einzelnen Etappenziele stossen. In Zillis ist es die Dorfkirche St. Martin, die als „Sixtina der Alpen“ auf ihrer Homepage beschrieben wird. Einzigartig ist die 900-jährige Holzdecke mit ihren 153 bemalten Bildtafeln, die Geschichten aus dem Leben Jesu berichten. Eine ältere figürlich bemalte Holzdecke gibt es europaweit nicht. Es war der richtige Ort, um über die eigenen Anliegen nachzudenken, die für den Pilgerweg motivierten. Auf einen Zettel geschrieben, gefaltet und im Pilgerband eingelegt, werden die Anliegen abwechselnd auf dem Weg nach Ziteil mitgetragen. Es passt das Lied: „Wir haben Gottes Spuren festgestellt……“
Etliche Höhenmeter erwarteten uns am 2. Pilgertag. Wie in der Ausschreibung als Voraussetzung beschrieben, war die ganze Pilgergruppe gewohnt, Bergwege zu bewandern und entsprechend trainiert. Jede:r trug zudem sein eigenes Gepäck im Rucksack mit. Der Weg führte stetig und konsequent aufwärts, so dass wir rasch an Höhe gewannen. Wir wurden belohnt mit einer tollen Aussicht in die kleinen Walserdörfer und die Berge des hinteren Rheintals. Auf 1864 M.ü.M. erreichten wir Obermutten. Das kleine Bergdorf ist bekannt für die einzige Kirche in der Schweiz, die vollständig nur aus Holz gebaut ist. Auf dem Bergvorsprung, hoch über Thusis gelegen, wird der Talwechsel ins Val Surses sichtbar, wo der Pilgerweg weitergehen wird. Wir erkennen im Impuls, dass bereits Jesus und Franziskus sich mit eigenen Grenzerfahrungen auseinandersetzen mussten. Bisher bekannte persönliche Grenzen können Sicherheit geben. Eigene Grenzen neu zu überlegen braucht Mut und kann eine neue Freiheit und neues Vertrauen bedeuten. Diese Entscheidung liegt bei jedem ganz persönlich.
Entlang den Bergflanken führte uns der Weg weiter über Hochmoore bis über die Waldgrenze den steilen Weg hinauf bis wir Ziteil auf 2433 M.ü.M erreichten. Murmeltiere zu zweit, zu dritt beieinander, unterhielten uns unterwegs. Ziteil liegt etwas geschützt neben einer felsig-steinigen Bergfurche. Der immense Weitblick vom höchst gelegenen Wallfahrtsort Europas in die Bergwelt, ergab sich erst kurz vor der Ankunft. Die Anliegen im Pilgerband übergaben wir dem Feuer mit dem Lied „Behüte mich Gott denn ich vertraue Dir……“. Mögen die Anliegen in Erfüllung gehen. Im Massenlager des Kirchenestrichs fühlten wir uns, voller Eindrücke des Tages, Gott und den Sternennahe.
Der letzte Tag begann nach dem Frühstück mit dem Gottesdienst. Tatsächlich soll es Pilger geben, die den Weg auf die 8.00 Uhr Messe nach Ziteil schaffen. Beschenkt von bisherigem idealen Pilgerwetter, begleitete uns zuletzt leichter Regen bis nach Tigignas und Savognin, wo wir die Pilgertage beendeten.
Mit der Gruppe die Einzigartigkeiten des Pilgerwegs, die Besonderheiten der Etappenziele und den Wallfahrtsort zu erleben, war eine grosse Bereicherung.